Redderse

Das Wappen von Redderse zeigt vor grünem Grund den goldenen Abtstab zu Ehren des Wennigser Klosters, das bereits im 14. Jahrhundert wichtiger Grundherr war. - aus: wikipedia.de

Das Dorf Redderse gehört zu den ältesten Siedlungen  im heimischen Raume. Wahrscheinlich ist der Ort aus  einem Haupthof mit mehreren Nebenhöfen in der  Periode der Landnahme durch die Sachsen im ersten  Jahrtausend entstanden. Das diese Annahme  stützende, sich nach dem Ort nennende  Adelsgeschlecht taucht aber erst 1196 mit Volkwin de  Redese in einer Urkunde des Mindener Bischofs auf.  1215 bezeugte Gottschalk de Redese eine Schenkung des Grafen Bernhard von Wölpe  an das Kloster Mariensee. 1236 erschien Johann de Redesse als Zeuge des Grafen  Conrad von Wölpe, zu dessen Vasallen auch Heinrich von Reddessen 1265 gehörte. Der  1345 bezeugte Dietrich von Reddersen war Sekretär der Herzöge Magnus und Ernst von  Braunschweig und Lüneburg. 

Nach der letzten Nachricht von diesem früh erloschenen Adelsgeschlecht hinterließ der  Knappe Heinrich von Reddersen am 29. September 1406 der Äbtissin Jutta von  Wunstorf 2 Kothen (Höfe) und 2 Hufen (60 Morgen) in Landringhausen zugunsten des  Tymmo von Roden und seiner Gemahlin Ilseke. Dieses Geschlecht wird wahrscheinlich  früh den Stammsitz verlassen und höfische Dienste angenommen haben.

Redderse, das 1226 “Redelszem””, 1230 aber  “Redessen” geschrieben wurde, ist von den  Namensforschern mit “Zu den Häusern des Redig”  gedeutet worden, womit der Hinweis auf den ersten  Siedler, der vermutlich die Ahnherren des Geschlechts  von Redese anführt, gegeben wird. 

Schon früh wurde das Kloster Wennigsen mit Gütern in  Redderse ausgestattet und erhielt 1230 die  Zehntrechte, die der Bischof von Minden, Arnold von  Vahrenholz, erworben hatte. 1255 erwarb Conrad von Winninghausen zwei Höfe. Drei  Hufen (90 Morgen) schenkte Bischof Wedeking am 30. März 1258, als er dafür vom  Grafen von Pyrmont drei Hufen in Ahe bei Schaumburg empfing. Weitere drei Hufen  schenkte am 17. September 1269 Herzog Johann von Braunschweig dem Kloster. Graf  Gerhard von Schaumburg verschrieb 1258 das Obereigentum an einer Curie (Hof in  Redderse), Ritter Sonrad von Suersen. Versall der Grafen von Roden schenkte 1293  eine Hufe und eine halbe Hufe erwarb das Kloster durch Tausch mit dem Kirchherrn  Albert Hesse zu Leveste. Die Urkunde hierüber ist am 29. Juli 1363 ausgefertigt. 

Damit hatte das Kloster Wennigsen sich in Redderse zum größten Grundherrn entwickelt  und konnte seine Vorrechte behaupten, als 1359 die Redderser Mark geteilt wurde. 

um 1906 - Gasthaus Deutsches Haus, A. Schreck

Neben der Äbtissin Jutta von Wunstorf waren die Pröpste der Klöster Barsinghausen,  Marienwerder und Wennigsen, der Kirchherr zu Ronnenberg und von den hier mit  Rechten und Privilegien ausgestatteten Rittern, die Herren von Alten, von Suersen, von  Herbergen und die Freiherren Knigge anwesend, als die Mark in zwei Teile und die  Schnede festgelegt wurden. Es ging dem Kloster um die Weidegerechtigkeit, doch  wurde das lüttke und das grote Oberfeld fortan dem Klosterschäfer vorenthalten.

Die Redderser Bauern bewirtschafteten das  Klosterland und gaben den Zehnten bis zur Ablösung  um 1857 nach Wennigsen, wohin sie auch den  Fleischzehnten abführten. Weitere Korngefälle standen  dem Herzoghause zu, die Herzog Erich der Ä. im Jahre  1518 aber dem Kloster Wennigsen für 250 rhein.  Gulden verpfändete. 

Eigenes Holz besaß Redderse nicht. Es war mit der  Mast im Lüninger Loh der Süerser Mark und in der  eigenen berechtigt. Im Deister waren sie zur Weide mit “aller Dahlzucht” berechtigt vom  Süerser Brinke an bis an den Dutenberg und an den Schmariesgrund, am Hebeler und  um die hohe Wahrt herum. 

Die Schäferei gehörte dem fürstlichen Amt Calenberg. Sie wurde regelmäßig auf vier  Jahre vermeiert. 1684 zahlte Christian Wisseln 12 Tl. Weinkauf, für die Herde von 400  Häuptern gab er jährlich 2 Tl. Schäfereizins oder Weidegeld, einen Mahlhammel, ein  Schaf und Lamm. 

Der Dorfkrug war ebenfalls für 2 Tl. jährlich vermeiert, brachte dem Inhaber aber “keinen  Gewinn”. Den Hofzins gaben die Bauern an die Klöster Mariensee und Wennigsen, an  die Abtei Wunstorf und an das Amt Calenberg, an die Herren von Bennigsen und die  Freiherren Knigge in Leveste. Auch diese Lasten wurden gleich nach der Verkoppelung  (1852) abgelöst.

So wurden 1852 die Redderser Bauern freie Herren auf  eigener Scholle. 

Das Kloster Wennigsen, das vermutlich den Haupthof  der Ritter von Redese übernahm und damit größter  Grundherr in Redderse war, ist durch die Jahrhunderte  mit der Ortsgeschichte eng verwoben. Das Wappen  von Redderser versinnbildlicht daher auch die  Verbindung mit dem Kloster: In Grün ein goldener  Abtstab, darüber gekreuzt silberne Sense und silberner  Dreschflegel, beide mit goldenem Stiel.

 

aus: www.redderse.de    - Original-Chronik erstellt 1965 v. SJD „Die Falken“

 

 

um 1910 - Gasthof "Deutsches Haus", A. Schreck
um 1910 - Gasthof "Deutsches Haus", A. Schreck
Kapelle und Kaufhaus Süring im Jahre 1910
Gastwirtschaft Friedrich Garbe 1911
Deutsches Haus - 1916.
Der Schulplatz in Redderse im Jahr 1926.
Gruß aus Redderse 1930
um 1960 - Gasthof "Deutsches Haus" (Inh. Friedrich Schreck), Kriegerdenkmal und Schule
Deutsches Haus 1960 mit Frau Schreck

Sagenhaft

 

Der Meineidsbauer

 

Vor alter Zeit, als die Felder der Dörfer durch die Verkoppelung noch nicht regelrecht geteilt und zusammengelegt wurden, waren die Grenzen der einzelnen Äcker krumm und schief. Wegen der Ackergrenzen herrschten zwischen den einzelnen Ackernachbarn fast fortwährend Zank und Streit. Diebische Bauern verrückten wohl gar nächtlicherweise die Grenze, indem sie die Grenzsteine ausgruben und zu ihrem Vorteil anders hinsetzten.

Solch ein betrügerischer Bauer lebte einmal in Redderse; er hatte in finsterer Nacht die Grenzsteine verrückt. Sein Nachbar bemerkte dies sofort und verklagte ihn deshalb beim Gericht. Da schwur er einen Eid, daß er die Steine nicht verrückt habe, und gewann auf diese Weise den Prozeß und einen Streifen Landes. Aber er hatte falsch geschworen, und als er nicht lange darauf starb, fand er im Grabe keine Ruhe, und zur Strafe musste er in jeder Nacht zwischen zwölf und ein Uhr an der Stelle, wo er die Grenze verrückte, den Grenzstein tragen und dabei fortwährend ausrufen: „Wo lat eck düssen Stein?“ („Wo lass ich nur diesen Stein?“)

Viele, viele Jahre hatte er hier zur Strafe des Nachts gewandelt, und die Bewohner der Umgegend gingen nicht gerne während der Mitternacht durch dieses Feld, denn allemal tönte ihnen das schauerliche „Wo lat eck düssen Stein?“ entgegen.

Nun lebte in diesen Tagen im Dorf Lemmie ein Bauer mit Namen Garbe; von den Dorfbewohnern wurde er zum Unterschiede von anderen seines Namens gewöhnlich „Stewelgarm“ genannt. Er war ein rechtlicher Mann und kannte deshalb keine Furcht. An einem trüben Novembertage ging er nach Redderse, um dort eine Kuh zu kaufen. Der Handel wurde im Wirtshaus geschlossen, und gegen Mitternacht begab sich Garbe auf den Heimweg.

Als er in stockfinsterer Nacht durch die „Miusbeke“ ging, tönte ihm fortwährend das „Wo lat eck düssen Stein?“ des Meineidbauern entgegen. Furchtlos hörte er dies eine Weile an. Zuletzt wurde es dem Calenberger zuviel; ärgerlich rief er: „Wat bölkest Diu denn heör jümmer herümme? Bring en doch wehr hen, so Diu en herekregen hest!“ („Was schreist Du denn hier immer herum? Bring ihn doch da wieder hin, wo Du ihn herbekommen hast!“) Bum, fiel ein schwerer Stein vor ihm nieder und schlug tief in die Erde. Der Meineidsbauer aber rief ihm nach: „Dat härst Diu meck schöllt vor 100 Jahren eseggt habben, den härre eck eier Riuhe und Frehe hat!“ („Das hättest Du mir schon vor 100 Jahren gesagt haben können, dann hätte ich schon eher Ruhe und Frieden gehabt!“)

 

                                   (nach einer Erzählung des Lehrers Garbe aus Redderse)

 

Die Kapelle - Zeichnung: Janke
Redderse mit der Kapelle
Kapelle mit Luthereiche - Foto: W. Neiseke

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